Großer Turbo, viel Arbeit

Der Umbau läuft ganz gut. Nach und nach lassen sich alle Herausforderungen lösen, aber uns läuft trotzdem die Zeit davon. Immer wieder müssen wir Teile nachbestellen, Improvisationstalent ist gefragt.

Die starren Öl-Leitungen passen nicht mehr, so dass wir Flex-Schläuche verwenden. Unser exotischer S13-SR20 sorgt außerdem einmal mehr dafür, dass nichts zusammenpasst, bei den Gewindemaßen der Anschlussschrauben müssen wir mehrmals Anlauf nehmen. Die Diva lässt mal wieder grüßen. Die alten Wasserleitungen passen zum Glück. Zwischen Turbo und Ladeluftkühler verläuft nun ein schickes Geschlängel, jedes Schwimmbad wäre neidisch auf eine solche Röhre. Der Einlasseite verpassen wir sicherheitshalber einen goldenen Hitzeschutz, außerdem müssen hier die Unterdruckschläuche, der Luftfilter und der Luftmassenmesser mit einer komplett neuen Konstruktion eingebaut werden. Der Auspuff erhält schließlich mit der Flex mehr Platz, bis alles optimal sitzt.

Und jetzt: Anlassen! Auf Anhieb springt die Fuhre an, es klingt gut, aber es läuft Öl raus. Ein paar Korrekturen und zwei Abende später ist endlich alles dicht und es kann losgehen: die erste Testfahrt steht an.

Verrohrung Leitungsfrage Gut behütet Viele, viele Teile Raumfahrt Fertig

Winterschlaf vorbei

Wir wurden gerade etwas unsanft mit der Ankündigung geweckt, dass der erste Lauf des Viertelmeile-Cups am Lausitzring schon Ende März ausgetragen wird. So zeitig war das noch nie! Noch dazu würde es ein Doppellauf werden: Vor dem ersten Lauf der neuen Saison wird der letzte Lauf der 2012er Saison nachgeholt, der ins Wasser gefallen war. Das ist gut für uns, weil uns damals ein technischer Defekt zur Aufgabe zwang. Zwei Rennen an einem Tag – wenn das kein Ansporn ist! Nun sind aber nur noch fünf Wochen Zeit.

Zuerst bauten wir den kleinen T25 aus, wie immer ein Akt, weil so gut wie kein Platz im Motorraum ist. Als beide Turbos nebeneinander liegen, fällt der Größenvergleich sehr deutlich aus. Das ist ein hübscher Brummer, der wird gut Druck machen! Aber ob er auch reinpasst? Außerdem müssen die Öl- und Wasserleitungen angepasst werden, die Ladedruckrohre müssen anders laufen und der Auspuff sitzt durch ihn etwas weiter hinten. Das wird uns ein paar Nachtschichten kosten…

GT-3076  Platz geschafftAlt gegen Neu

2013: Kadett Stage 4

Mit der Saison 2013 zünden wir nun schon die vierte Ausbaustufe unseres himmelblauen Renners. Viel ist ja an sich nicht mehr zu tun. Aber das gewisse Etwas fehlt eben noch, der letzte Kick, der einen unwiderstehlich in den Sitz drückt und die Tränen der Ergriffenheit waagerecht abfließen lässt (Danke, Walter Röhrl). Mit der Leistungsausbeute sind wir etwas unzufrieden, da steckt noch mehr drin. Außerdem verlässt uns der Ladedruck bei höheren Drehzahlen viel zu schnell. Erhobenen Hauptes lassen sich so keine Duelle austragen.

Die logische Konsequenz war ein größerer Turbo, mit dem wir unser Schaffen krönen würden. Unsere Wahl fiel auf einen GT3076-Lader. Preis-Leistungs-mäßig vertretbar und optimal passend zu den anderen Komponenten, die wir in Stage 3 eingebaut hatten. Rein zufällig dimensionierten wir da den Luftmassenmesser, die Kraftstoffpumpe und das Einspritzsystem schon etwas großzügiger…

402,34 m in weniger als 14 Sekunden

Die Diva kann es ja doch! Endlich hatte sie ihren großen Tag. 13,9 Sekunden, 165 km/h – wir haben die Früchte unserer Arbeit endlich geerntet. Aber der Reihe nach.

Das ganze Jahr über war uns der Viertelmeile-Gott nicht wohl gesonnen, alle drei Saisonläufe des Lausitzrings mussten wir abhaken. Beim ersten Mal hatten wir Probleme mit dem neuen Nistune Board, einen Tag vorm zweiten zerlegte es das Getriebe und zuletzt machte uns die Benzinversorgung einen Strich durch die Rechnung. Ein Jahr lang haben wir an Stage 3 gebastelt und uns rührend um unsere Diva gekümmert, nur ohne Renneinsatz, ohne Lohn. So wollten wir die Saison nicht beschließen, ein Höhepunkt musste noch her. Magisch zog es uns mal wieder ins baden-württembergische, zum Flugplatzblasen in der Nähe von Aalen. Also rauf auf den Hänger und gemütliche 450 km im Bus gen Westen!

Das Wetter war alles andere als ideal, dichter Nebel und Kälte bestimmten den ganzen Tag. Mal eben 15 Grad weniger als angesagt… Fabelzeiten waren heute nicht zu erwarten. Aber die Strecke ist toll, professionelle Zeitmessung, leicht bergab. Zahllose Autos waren am Start, vom Go-Kart bis zum Dragster, vom Roller mit 38 PS bis zum 1.100-PS-Allrad-Polo. Der fuhr übrigens mit wahnwitzigen 292 km/h über die Linie, nach 8,8 Sekunden! Wahnsinn, was für Autos so in den Werkstätten zusammengeschraubt werden. Unser kleiner Blauer erregte einiges Interesse, ein SR20DET in einem Kadett? Heckantrieb? Aus einem 200SX? What the fuck…? Unglaubiges Staunen und Anerkennung waren uns schon mal sicher.

Noch vorm ersten Start gab es erstmal eine Schrecksekunde für uns: die Helfer wuselten um unser Auto, der Streckensprecher verkündete, dass irgendwo Öl rausläuft! Nein, das konnte doch nicht sein, nicht schon wieder! Nach endlosen Sekunden der Angst gab es aber Entwarnung, das Öl war wohl von einem anderen Auto. Dann Pre-Stage, Stage und der Christbaum sprang für uns zum ersten Mal von rot, auf gelb, gelb, gelb und grün! Ab ging die Post und die Diva war wenige Sekunden später im dichten Nebel verschwunden. Gut, 14,693 Sekunden waren jetzt nicht der Hammer, da gab es also noch Potential. Von Lauf zu Lauf konnten wir uns verbessern, zwischendurch packten wir noch ein paar Gewichte ins Auto und reizten die Reaktionszeiten bis auf einen Wimpernschlag aus. Am Ende stand eine ehrliche 13,906 Sekunden auf der Uhr, der Kadett ging mit 165,14 km/h über die Linie! Von 0 auf 100 in 6,9 Sekunden. Zwischendurch versägten wir deutlich stärkere BMW X6, Subaru Impreza WRX, Golf V GTI, allesamt teure Autos von der Stange, das macht mit einem selbstgebauten Renner natürlich doppelt Spaß!

 

Wenn man die Reaktionszeiten mal außer acht lässt, können wir mit unserem Renner 13er Zeiten fahren. Wenn das nichts ist?! Mehr war bei diesem Wetter nicht drin, viele stärkere Autos mit Straßenreifen waren an dem Tag auch nicht schneller. Und das beste ist: die Diva hat keine Zicken gemacht. Es sind keine wichtigen Teile abgefallen, keine Inkontinenz, keine Verstopfung – braves Mädchen! Es geht doch, wir sind sehr stolz auf dich! Und Danke für den versöhnlichen Saisonabschluss.

Viele Grüße euer Springfield Racing-Team

Was für eine Diva

Irgendwie soll es wohl nicht sein! Kadett und Lausitzring sind in diesem Jahr keine gute Paarung. Auch beim dritten Anlauf wollte unsere Diva nicht wir. Sie glänzte mit extremen Fehlzündungen bei 5.000 Umdrehungen und stellte an diesem Punkt die Beschleunigung ein. Total verrückt! Zwei Stunden haben wir fieberhaft den Fehler gesucht: Fuel Map, Ingnition Map, verschiedene Settings ausprobiert, Ladedruck runtergenommen, mehrfach alle Schläuche und Kabel überprüft, nichts. Was war da nur los? Jedenfalls konnten wir so nicht mitfahren, Schluss, Ende. Auf dem verregneten Rückweg wurde es noch schlimmer. Die Fehlzündungen kamen immer früher, bald hatten wir schon bei 3.500 keine Beschleunigung mehr. Dafür sind wir mit diesem Höllengerät schön durch die Tunnel auf der A17 gedonnert! Krass, wie laut die Fehlzündungen sind… bissel Spaß muss sein.

Nach ein paar Tagen Funkstille sind wir nochmal auf Fehlersuche gegangen. Die Ursache war relativ schnell gefunden: ein verstopfter Filter an der Benzinpumpe. Dieser ließ kaum noch etwas durch, am Motor tröpfelte es gerade mal noch. Kein Wunder, dass es sich wie ein Fuel Cut angefühlt hat… oh man. Im Tank lag ziemlich viel Rost von den Schweißnähten und von der Pumpendichtung ist wohl auch etwas Silikon hinein geraten. Und das hat dann irgendwann den Filter zugesetzt, bis nichts mehr ging – schöne Bescherung. Aber irgendwie ist es auch gut, dass es nichts schlimmeres ist. Ein neuer Filter war schnell bestellt und eingebaut. Bei der Pumpe haben wir die Abdichtung diesmal etwas anders gelöst, hoffen wir mal dass es nun besser funktioniert.

Die Tage davor war der Wagen aber wirklich gut gelaufen. Das reparierte Getriebe hält und lässt sich sauber schalten, das Innenleben hatte also tatsächlich keinen Schaden genommen. Auf einer langen, sonnigen Testfahrt hatten wir mit verschiedenen Einstellungen an den Maps experimentiert, alles lief bestens. Die Diva dürfte nun noch etwas mehr Power haben und dabei konnte sie schon damals mit dem Skyline mithalten. Nur beweisen konnte sie sich bis jetzt noch nicht…